Tradition versus Kommerz – ohne große Worte…2 min read
Gegen etwas sein, ist leicht – FÜR etwas sein, schon schwerer… Dieses Motto vereinte zwei der interessantesten und größten Fanszenen des ehemaligen Ostens heute morgen im ehrwürdigen Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch. Im Vorfeld des Zweitligaspiels RedBull gegen den 1. FC Union Berlin fand ein Spiel der Traditionsmannschaften von Chemie Leipzig und Union statt – der Erlös geht komplett in den Erhalt des legendären Chemie-Stadions.
Die Idee kam aus Berlin, zustande brachten es die beiden kreativen Fan-Szenen der Chemiker und Unioner. 4285 Fans kamen nach Leutzsch und sahen zu, wie die Helden von einst vor der imposanten Kulisse für den guten Zweck kickten. Und so manche Erinnerung kam wieder hoch an die unvergessenen Spiele in den 80ern, als sich beide Vereine mehrfach in wichtigen Spielen gegenüberstanden und die Fans nicht so gut aufeinander zu sprechen waren. Aber auch viele Freundschaften wurden über die Jahre gepflegt wie beispielsweise zwischen dem Chemie-Fanclub West und der VSG Wuhlheide, die niemals zerbrachen und deren Mitglieder heute noch aktiv dabei sind.
Viele jüngere Fans der BSG Chemie haben in ihrem Fanleben noch niemals eine solch imposante Auswärtskulisse wie die der Unioner erlebt und staunten: „Das war früher immer so?“ Immer nicht, denn an die 2000 Auswärtsfans waren auch damals keine Selbstverständlichkeit. Aber die Atmosphäre ist schon eine andere als gegen Eilenburg oder Grimma. Manch „Alte“ hatten gänzlich unerwartete Begegnungen. „Hey, mit denen da drüben haben wir damals doch gemeinsam in Polizeigewahrsam gesessen“, hörte man kurz nach Spielbeginn. Manches verbindet eben doch und so feierte man danach spontan in der Sachsenstube das unverhoffte Wiedersehen.
Auch die Spieler von einst hatten sich manches zu erzählen. Besonders stolz waren die Chemiker um „Koko“ Kaubitzsch und „Muskel“ Graul, die das 0:0 gegen die im Schnitt doch etwas jüngeren Unioner als achtbaren Erfolg ansahen. „Union lag uns eben schon immer“, grinste Grauli, der lange durchgehalten hatte. Da spielte es auch keine Rolle, dass die meisten Grün-Weißen so noch niemals zusammen gespielt hatten, weil sie verschiedenen Generationen angehörten. Holm Pinder und Manfred Graul etwa, ebenso wie Frank Rederer und Daniel Ferl. Als fit erwies sich auch „Shubi“ Shubititze, der durchspielte. Etwas pumpen musste Andreas „Kössi“ Kösser, der aber fast das gesamte Spiel durchhielt und erst spät gegen Legende Bernd Röpcke ausgetauscht wurde. Eine tolle Sache, ebenso wie der Ehrenstoß von Meister Dieter Scherbarth und Union-Denkmal Jimmi Hoge.
Der Erlös für die Sanierung des AKS dürfte bei etwas mehr als 20 000 Euro liegen. „Damit kommen wir einen riesigen Schritt voran“, freute sich BSG-Vorstand Frank Kühne, der selber ein paar uralte Fotos aus seinen Fanzeiten sowie den Ausweis als Förderndes Mitglied der BSG Chemie aus den siebziger Jahren dabei hatte.