Beschreibung
Thomas Vogler, Jahrgang 1954, gibt Einblicke in seine Erlebnisse in einem Betrieb der gigantischen DDR-Kombinate, dem VEB Bodenbearbeitungsgeräte (BBG) in Leipzig. Die Verhältnisse, unter denen dort produziert wurde, ähnelten denen im frühkapitalistischen England, dennoch wurden unvorstellbare Stückzahlen an landwirtschaftlichen Geräten produziert. Vogler war als Protagonist auch Zeitzeuge der Wendezeit, in die Privatisierung und Verkauf der BBG fiel, und berichtet von den schwierigen Bemühungen, das 1863 gegründete Traditonsunternehmen am Leben zu behalten.
Die Traditionsfirma BBG hat eine Vergangenheit, die bis ins Jahr 1863 zurückreicht. Der geniale Erfinder und Unternehmer Rudolf Sack konstruierte bereits im jugendlichen Alter einen Pflug, und setzte mit seinen Produkten Maßstäbe in diesem Industriezweig.
Nach dem Krieg wurde daraus der VEB Bodenbearbeitungsgeräte, der in Spitzenzeiten bis zu 4100 Werktätige beschäftigte und seine Produkte vor allem in der DDR und anderen sozialistischen Staaten verkaufte.
Thomas Vogler hat einen Teil dieses Weges begleitet. Der gebürtige Leipziger erlebte die BBG seit den siebziger Jahren von innen, und kann deshalb aus erster Hand berichten.
Zudem erfährt die Leserschaft viel Interessantes aus dem Leben in der DDR, in der sich Vogler zurechtfand, und das ziemlich gut. Vom Wehrdienst bis zum Sportsystem kann Vogler eigene Erlebnisse beitragen. Anschaulich beschreibt er, wie es in der DDR zuging.
Ein wertvoller Zeitzeuge ist Thomas Vogler auch und das vor allem für die Ereignisse der Wendezeit. Die Privatisierung der BBG, die Arbeit als Betriebsrat und später Vertriebler, die Kämpfe um Zuschüsse und gegen Entlassungen mit der Treuhand und die vielen Verhandlungen mit verschiedenen Kaufinteressenten erlebte er in erster Reihe mit.
Nicht zuletzt deshalb ist dieser Zeitzeugenbericht eine wertvolle Ergänzung bisher erschienener Werke und Rückblicke: Authentisch, ehrlich und reflektiert geht der Blick zurück auf eine aufregende, einmalige und prägende Zeit.