Dreckfressen, Staub-Lungen und windige Typen3 min read
Da wir um ein kerniges Schimpfwort selten verlegen sind und die Nutzungshäufigkeit nicht eben selten ist, haben wir uns heute entschlossen, uns selbst Kosenamen zu verpassen: Für all das, was wir heute waren. Denn der Himmel über Texas war heute staubverhangen. Starke Windböen und der aufgewirbelte “Dust”, also Staub, machten die gesamte Strecke von immerhin 428 Meilen (670 km) nach Deming im State New Mexico zur Herausforderung.
Wer gar kein Motorrad oder nur zur Eisdiele fährt, kann es sich nur schwer vorstellen. Deshalb hier der Versuch, wie man sich so eine Fahrt vorstellen muss. Man steigt morgens auf, ist eigentlich erst halbmunter und weiß, dass es wieder ein langer Tag wird. Aber man freut sich darauf, denn man tut ja das, was man am liebsten macht und dem man sonst nur ungenügend frönen kann – den ganzen Tag Moped fahren.
Man verlässt das Kaff, in dem man die letzte Nacht verbracht hat und rollt hinaus auf die Landstraße. Die Sonne im Rücken, denn es geht ja westwärts – 5000 Kilometer am Stück. Es ist noch ziemlich frisch dieser Tage, aber zum Nachmittag hin wird es immer heisser. Man fährt also los, es läuft am Anfang immer ziemlich gut. Die Strassen sind breit und vor allem leer, hier an der Grenze zu Mexico, nichts und niemand hält uns auf. Doch schon wenige Meilen später wissen wir, was der alte Haudegen im Diner gestern abend meinte, als er davon sprach, dass im Wetterbericht von 25 Meilen Windgeschwindigkeit gesprochen worden war. Es schüttelt uns hin und her, die Harley bockt wie ein wildes Pferd. Nach 100 Kilometern biegen wir im rechten Winkel nach rechts ab, zur Interstate I 10 hin. Nun haben wir den Wind von der Seite, und alles wird noch schlimmer. Manches Mal haben wir Mühe, auf dem Bock zu halten, drosseln die Geschwindigkeit. Witr kommen am texanischen Observatorium vorbei, meistern die ersten ernsthaften Kurven dieser Tour – nach 3600 Kilometern! Ein Genuß… Auf der Interstate wird es noch schlimmer. Nun haben wir den WInd zwar wieder von vorn, aber manchmal reißt es von rechts, manchmal von links an uns. Man muss den Lenker ganz schön festhalten. Beim Überholen der riesigen Monstertruck aber wirds ganz wild: Dann schüttelt sich das Motorrad wie ein nasser Hund, ist kaum noch unter Kontrolle zu halten. Der Sog der mit 80 Meilen dahinrasenden Trucks hat es wirklich in sich.
Irgendwann wird es vor uns neblig. Was ist das denn wieder? Als uns die ersten Sandkörner ins Gesicht nageln, wissen wir Bescheid. Sandstürme sind nichts seltenes hier, prompt weisen am Strassenrand Warnschilder darauf hin. Also fassen wir zusammen: Wir sind Dreckfressen, haben nun auch Staublungen und windige Typen, naja, das waren wir doch vorher schon…
Die Meilen summieren sich, und irgendwann sind wir in El Paso angekommen. Der xte Stop heute, den wir aber auch brauchen. Trinken, Gesicht abspülen, rauchen, Benzin fassen, weiter gehts. Viermal (!) haben wir heute getankt, das ist Rekord. Einmal zeigte die Anzeige noch 12 Meilen an, bis der Tank leer gewesen wäre. No Risk, no Fun… Wir übererfüllen unser Soll heute um 60 Meilen, checken in einem ranzigen Motel ein, das nur 36 Dollar plus Steuer kostet (so siehts innen auch aus), stellen die Stühle vors Zimmer, trinken ein paar Budweiser, rauchen und lassen den Tag Revue passieren. Morgen gehts nach Phoenix, Arizona. Unser siebter Bundesstaat.
tobeier
Ach, was ist es doch schön auf Arbeit! Bei uns gehts anders zu, bro, wir wischen uns nich abends den Sand vom Fahren aus den Augen, sondern morgens beizeiten! Den vom Schlafen! Und dann gehen wir allen Risiken einfach aus dem Wege, indem wir uns verantwortungsvoll um das deutsche Sozialprodukt bemühen, damit wir uns um unsere europäischen Nachbarn und deren Ruhestandsbezüge nicht sorgen müssen.... Und ihr??? man man man, das geht nich lange gut, wenn alle so wären... sorgt sich der tobeier PS: Und wie`s bei euch auf Bude aussieht....ha!
Knipser
na super. Dann habt ihr euch also wieder hemmungslos mit Dreck zugeschmoddert. Ein Glück das Sami heute die Klamotten losgeschickt hat dann habt ihr dann wenigstens wieder was Sauberes auf dem Leib. Übrigens noch 13 mal auf Arbeit gehen dann Urlaub angesagt also drückt drauf und wir sehen uns in SF. Knipser
MuChri
Hallo Jens, machen die vielen Kilometer mit dem Motorrad unter dem Hintern wirklich noch Spaß und das bei Sandsturm und anderen Wetterkapriolen? Doofe Frage eigentlich, da du ja schon genug Erfahrungen damit hast... Also, dann weiter gute Fahrt und pass auf deine Haxen auf (ich hätte prima Murmeltiercreme zur Pflege !!!). Liebe Grüße. Mu