Ein Regenbogen über San Francisco2 min read

San Francisco ist bekanntlich die liberalste Stadt der Vereinigten Staaten, hier fanden nicht nur Hippies und Öko-Aktivisten ein ideales Umfeld, sondern auch unzählige Schwule und Lesben, die im aufgeklärten Kalifornien nicht nur toleriert, sondern wie nirgend sonst integriert und respektiert werden. Das schafft ein ganz besonderes Klima des Miteinanders: überall im Stadtbild wehen die Regenbogenfahnen, gleichgeschlechtliche Paare schlendern Hand in Hand durch die Straßen und ein ganzer Stadtteil, Castro, ist fest in der Hand der “LGBT” (Lesbian Gay Bisexual Transgender). An diesem Wochenende feierten eine Million Menschen das Erreichte und sich selbst – beim San Francisco Pride!

Events über Events, gekrönt von der sonntäglichen Parade mit über 200 teilnehmenden Teams und Organisationen. Praktisch jeder, der in der Stadt wichtig ist, nimmt teil und engagiert sich. Vom Oberbürgermeister über Polizei und Feuerwehr bis hin zu Google, dem lokalen Immobilienmakler und natürlich sämtlichen engagierten Personen, Gruppen und Organisationen. Riesiges Thema derzeit ist der durch ein gerichtliches Verbot der sog. “Homo-Ehe” erlittene Rückschlag bei den Rechten, die sich die Bewegung erkämpft hat. Auch die Enttäuschung über Obama, der erst im Wahlkampf Versprechen gemacht hatte, die er nunmehr nicht oder nur sehr zögerlich einzulösen willens oder in der Lage ist, macht sich in vielen Plakaten und Sprüchen Luft. Neben den politischen Bekundungen und Werbeauftritten diverser Firmen feiert die Szene vor allem sich selbst – herrlich bunt, völlig verrückt und immer schräg. Da radeln Omis im Krankenschwesterkostüm mitten im Umzugstrubel, hart aussehende Muskelmänner tanzen ausgelassen im Techno-Rhythmus, Polizisten gehen Hand in Hand mit ihrem Partner, Drag-Queens stellen ihre Schönheit demonstrativ herablassend zur Schau. Ein herrliches Spektakel mit Bildern, die man nicht so schnell vergisst.

Und wenn man bedenkt, dass die hier gelebte und gezeigte Toleranz in vielen Teilen der Welt völlig undenkbar ist, schnürt es einem die Kehle zu. Was man für sich selbst fordert, ist für den anderen doch recht und billig – eigentlich. Leider ist das in viele, auch deutsche, “Hirne” noch nicht richtig eingedrungen. Darin waren mein neuer Freund (?) – also meine neue Freundin (??) und ich uns schnell einig. Recht so!