Go east 2012 Reisen

In der Ukraine – von Odessa auf die Krim5 min read

18. October 2012

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In der Ukraine – von Odessa auf die Krim5 min read

Einmal halb ums Schwarze Meer – das ist auf jeden Fall schon mal gelungen. Mittlerweile befinden wir uns auf der Krim, mittlerweile ist es auch wieder warm – um die 30 Grad. Das war in Odessa anders. Regen und zumindest etwas kühleres Wetter empfingen uns in der Schwarzmeermetropole. Dafür lernten wir wieder tolle Leute kennen. Und inzwischen sind wir auf der Krim.

Der Reihe nach ist schnell erzählt, wie wir von Istanbul noch ein Stück durch die Türkei (Übernachtung an einem völlig vermüllten Picknickplatz) über die Grenze nach Bulgarien (völlig desinteressierte Grenzschützer und Zöllner, 3 Euro Gebühr für „Desinfektion“; sprich: mit den Reifen durch eine trübe Brühe fahren) entlang des Schwarzen Meeres durch Burgas bis zunächst nach Nessebar. Ohne Touristen hat dieses Fleckchen Erde sogar etwas, und wir aßen ein sehr gutes Mittagessen auf diesem so vom Massentourismus vergewaltigten Flecken. Übernachtung in Obzor am Strand. Rumänien war schnell erreicht, leider mussten wir feststellen, dass unser liebgewonnener Hippiestrand Vama Veche einfach nur noch fürchterlich aussah. Müll und neue Häuser haben diesem Ort den Charme geraubt und das Stückchen Freiheit, offiziell und gratis am Strand zu übernachten, ist zumindest seiner Unschuld beraubt. Wir übernachteten deshalb ein Stück weiter in Venus direkt an einem leeren Hotel. Der Tag darauf brachte uns an die ukrainische Grenze – und hier begann das eigentliche Abenteuer.

Nach Moldavien kamen wir gerade noch im Rahmen des üblichen: gelangweilte Grenzer, arrogante Zöllner, Umständlichkeit zwischen Provokation und Zeitvertreib. Die jungen Dinger in Uniform, gutgebaute Mädels, übertrafen sich in dreister Gleichgültigkeit, ganz nach dem Motto: was geht’s mich an, dass du über die Grenze willst… Eine Stunde später aber rollten wir Richtung Ukraine. Dort begann das dreiste Stück Theater aber erst. Aber abgekürzt: Dreieinhalb Stunden später, drei peinlich genaue Untersuchungen des Wohnmobils, viermalige Passkontrolle und dreimaliges Fragen des lästigsten und beflissensten Beamten nach einem Präsent von 10 Euro inbegriffen, überfuhren wir die Grenze zur Ukraine. Da es inzwischen längst stockduster geworden war, hielten wir 100 Meter später an einer an dunkelste MITROPA-Zeiten erinnernde Spelunke und aßen dort etwas. Gleichzeitig muss es ein Stundenhotel oder Puff gewesen sein, denn ständig tauchten Autos mit Fahrer und einigen jungen Mädels auf, deren Inhalt sich nicht weiter im Gastraum aufhielt, sondern gleich die Treppen zu den Zimmern hinaufstieg. Acht Stunden später sahen wir das Land erstmals bei Sonnenschein. Die gute Laune wurde uns auf den nächsten 150 Kilometern allerdings schnell und gründlich wieder vermiest, denn dass wir uns auf einer Teststrecke für Wohnmobile befinden mussten, war uns nicht klar. Straßen, die den Namen nun wirklich nicht verdienten, hielten uns vom Fahren ab und zwangen uns zum Hindernisparcours. Drei Stunden für 100 Kilometer – mehr ging nicht. Mensch und Material ermüdeten so natürlich schnell und so sahen wir uns nach fast 300 km gezwungen, kurz vor Odessa halt zu machen. Auf einem Seitenweg am Feldesrand schliefen wir herrlich, nicht ohne vorher den 6:1-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft in Irland zu bestaunen.

Am nächsten Morgen: Regen. Das musste ja mal passieren. Bis Odessa störte das nicht so sehr, auch bei unserer zweistündigen Irrfahrt durch die Stadt, die praktisch ohne jeden Wegweiser auskommt, war das noch kein Problem. Jedenfalls nicht für uns, eher für die Fussgänger, die sich vor meterhohen Fontänen aus allen Richtungen in Acht nehmen mussten. Nach dem Erwerb eines Stadtplanes und einer Tankfüllung (Diesel: 1,17 Euro!!!) war es einfacher, und wir fanden nach einigem Suchen auch ein Hotel. Der anschließende Stadtrundgang fand bei immer noch anhaltendem Regen statt, und so waren wir am Ende nass und fertig. Jens traf sich noch mit einigen Leuten, die ihm die einheimischen Bierspezialitäten und das dazugehörige Essensritual nahebrachten und ihm darüber hinaus jede Menge über das Leben in der Ukraine erzählten.

Am nächsten Morgen hatte es einer der Jungs übernommen, uns eine Stadtführung zu geben, und wir wanderten (ohne Regen!) kreuz und quer durch die historische Innenstadt Odessas. Potjemkinsche Treppe (hier fanden die Dreharbeiten zu Panzerkreuzer Potjemkin statt, obwohl das eigentliche Geschehen 1905 in Sewastopol stattfand, Herr Eisenstein!!) und Hafen, Boulevard, Denkmäler, berühmte alte Häuser, Wohnhäuser von Tolstoj und Gogol, ein niedliches Literaturcafe, und viele andere Dinge sahen wir uns an. Am Abend noch ein Essen in einem angeblich typisch ukrainischen Restaurant. Die auftretende Singegruppe machte uns bewusst, dass wir in einer Tourifalle gelandet waren. Dank unserer einheimischen Begleitung aber bekamen wir wirklich die Spezialitäten gereicht, die wir gesucht hatten, und alles war gut.

Am nächsten Morgen starteten wir Richtung Krim, kamen aber auf wiederum teilweise schlechten Straßen nur bis in die Nähe. Wegen der einbrechenden Dunkelheit mussten wir einen Notstandort akzeptieren. Hieß: Direkt an der (sauschlechten) Straße. Bedeutete: Jeder Truck oder Hängerzug donnerte genau 50 m entfernt vor uns durch die Schlaglöcher – Höllenlärm inbegriffen. Was das für den so wichtigen gesunden Schlaf bedeutet, kann sich jedermann selbst ausmalen. Gerädert ging es am nächsten Tag weiter, und endlich erreichten wir die autonome Republik Krim. Allerdings verloren wir uns unterwegs, und so taten wir, als uns klar wurde, dass wir uns irgendwie nicht mehr finden würden und das Telefon seinen Dienst (wie auch anders möglich?) versagte, was wir zusammen nicht getan  hätten. Wir befuhren einen halsbrecherischen Stolperweg über Stock und Stein direkt an der allerdings herrlichen Steilküste und wurden trotz Schrittgeschwindigkeit mit herrlichen Ausblicken belohnt. Ein Wrack vor dem Leuchtturm, Brecher an der Steilküste, Möwen im Wind. Und kein Mensch zu sehen… Das war mal wieder ein spektakulärer Übernachtungsplatz!

Tags darauf gings nach Sewastopol, wo wir mitten im Zentrum auf einem belebten Parkplatz übernachteten. Anschließend fuhren wir die wohl schönste Strecke an der Krim entlang, nach Jalta. Links riesige Gebirgsmassive, rechts das Schwarze Meer – ein toller Anblick – und das alles bei rund 25 Grad…

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3 Comments
  1. Harley68

    Ja wie geil, na endlich mal wieder ne Reisereportage, schön gemeckert hatter, aber genau ist dich das Salz in der Suppe, die Dir sonst garnicht schmecken würde, wäre gern dabei! Also weitermachen und herrliche Grüße an meine Kerstin, Dagi und Achim den alten Kämpfer! Feuer frei... ciao Harley

  2. MuChri

    Jens, das 3.Foto von unten ist ja richtig gruslig. Es vermittelt den Eindruck, dass ein heftiger Windstoß Euch ins Meer hätte fegen können. Grrrrr. Was ist das für ein Palästchen?Wünsche Euch erlebnisreiche Tage bei schönem Wetter und besseren Straßen. Eure MuChri. Habt Ihr auch das 4:4 gesehen? neeneeneee......

  3. Knipser

    Jaja so kennen wir Euch. Immer was Neues. schön, dass es Euch gut geht und das wir mal wieder ein paar News erfahren. Denk dran.... Nächste Woche ..ich den Single Malt Du die Zigarre und dann endlich wieder quatschen. Liebe Grüße an Euch alle

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