Lahmer Adler2 min read

Eaglerider – ein schönes Wort. Ein Kunstwort. Es verspricht so viel. Da ist „The Eagle“ – der Adler. Ein stolzer Vogel. Frei, unabhängig, voller Tollkühnheit bei seinen scheinbar schwerelosen Flugmanövern. Dann der Rider, der natürlich das „reiten“ impliziert, aber das „fahren“ meint. EIn anmutiges Wörtchen, das zu Assoziationen einlädt. Beide Worte zusammengetan ergeben ein Wortgebilde, dem die Phantasie förmlich innewohnt. Man sieht sich über den Asphalt gleiten, die schönsten Straßen und Gegenden der USA durchqueren wie einst die Entdecker, die den Westen eroberten, frei und ungebunden, voller Entdeckerdurst. Soweit, so gut. Aber nun zur Realität.

Dass der Motorradverleih schwer zu finden war, ist nicht die Schuld von Eaglerider. Unser russischer Fahrer (Askan aus Moskau) gab sich alle Mühe und fand nach zwei gewagten Wendemanövern dann auch ans Ziel im Industriegebiet unweit des belebten Flughafens, über das die landenden Maschinen scheinbar zum greifen nahe hinwegschwebten. Dass die Bude, in der die Motorräder stehen, etwas verlottert aussieht, stört nicht weiter. Halt! Würde nicht stören, wenn die Motorräder NICHT so aussähen. Denn nachdem uns die zwei etwas gelangweilt und lustlos wirkenden Mitarbeiter den Schriftkram fertig zur Unterschrift vorgelegt hatten, kamen wir zur Übergabe der Motorräder. Trotz mehrfacher Nachfrage war nur eine Ultra Classic dabei. E-Glides waren es zwar beide, doch ohne Interkom machen 10 000 km eben weniger Spaß, wenn man sich mit seinem Partner nur schreiend verständigen kann. Auch Musik ist nur über Außenlautsprecher zu empfangen – nicht immer ein Vergnügen. Die Schrammen an den Harleys stören nicht so sehr, man wundert sich nur, was die Maschinen nach nur 20 000 Meilen schon so alles an Mängeln an sich haben. Dass der Tank leer war, merkte ich erst paar Ecken weiter. Natürlich hätte man umkehren und reklamieren müssen, aber ich wollte nicht kleinlicher sein als angebracht schien. Nur, dass ich beim Kaffeestopp in Little Havanna ein defektes Lenkerschloss bemerkte, brachte mich dann wirklich noch richtig auf die Palme. 50 Tage Harley und kein Schloß!!! Seltsame Auffassung von Aufbereiten eines Motorrades nach großer Fahrt…

Entspannt tuckerten wir zurück in die Unterkunft, holten die Mädels ab, fuhren noch ein wenig umher bis nach North Beach, blieben in einer Bar hängen, wo wir die Chicken Wings auf Plastetellern und mit Plastikbesteck serviert bekamen. Wenigstens sah die Kellnerin aus, als hätte sie früher bei Hooters serviert, so knapp saßen ihre Hotpants. Wir ließen den Tag ruhig ausklingen und zogen uns zeitig ins Quartier zurück. 55 Meilen stehen heut abend auf der Uhr – morgen gehts richtig los. Key West wartet…