Madonna, kubanische Malerei und ein wildgewordener Busfahrer3 min read
Tag 2 beginnt mit einem Schock – gleich zwei wichtige Geräte sind ausgefallen. Ich kann keine Bilder hochladen – irgendein besch… Defekt macht mir und dem Laptop zu schaffen. Wir kümmern uns – aber wer jemanden mit Spezialkenntnissen kennt betreffs WordPress, der melde sich! Auch der neuerworbene Kleinkameraapparillo Ixus von Canon vermeldet technische Fehler und verweigert den Dienst. Schöner Mist – und das am zweiten Tag…
Dafür haben wir heute viel erlebt. Am zweiten und letzten Tag ohne Motorrad (endlich!!!) liefen wir beachtliche Strecken durch Miami Downtown. Erst durch die Bayside Mall, wo wir (endlich!!!) auf die ersten Giftshops und T-Shirt-Läden trafen. Ein neues Bekleidungsstück ziert meine Sammlung nunmehr. DAS passiert mir nicht nochmal, dass ich wie in New York und Chicago vor lauter Disziplineifer KEIN T-Shirt mit nach Hause brachte…
Wir fuhren für 23 Dollar (pro Person) mit einem Schiff durch die Biscane Bay an den Häusern der prominenten Reichen entlang, schauten Sylvester Stallone ins blau angestrichene Haus (kräftige Geschmacksverirrung), staunten über Franky Sinatras Anwesen und lugten bei Madonna ins Häuschen, das fürstlich, aber beengt erschien. Was die Grundstücke in Miamis Zucker-Lage kosten, wusste nicht mal der Reiseleiter am Mikro („no Idea“) – und die wissen sonst üblicherweise ja alles.
Danach begaben wir uns ins Viertel der Exil-Kubaner. Fast 500 000 haben sich hier seit Fidel Castros Machtergreifung niedergelassen, und sie hassen den „Maximo Leader“ nach Leibeskräften. An der 8th Street hocken die Domino- und Schachspieler, hinter ihnen ist eine Wand mit den politischen Führern Lateinamerikas geschmückt. Sie alle, inclusive Bill Clinton, dem unter den Latinos so populären Ex-Prädidenten der USA, zieren die Wand mit ihrem Konterfei. Nur Castro fehlt. Eine deutliche Ansage… Wir lassen uns den Caffe Cubano, den stark gesüssten Espresso auf kubanische Art, schmecken und beobachten das Treiben im kubanischen Viertel. Ein abgerissen wirkender Mann bietet Mangofrüchte aus einer Holzkiste an, Touristen irren suchend über die Straße, ein paar Jugendliche machen auf Macho. Eine Ecke weiter treffen wir auf einen Maler, der die Wand eines Cafes mit patriotischen Bildern schmückt. Exil-kubanisch-patriotisch, versteht sich. Wir werden eingeladen, das Cafe zu besichtigen. Innen hängt alles voll mit naiver Kunst. Farbenprächtige Bilder, Havanna ist zu sehen, Küstenlandschaften, expressionistische Sachen. Stolz führt uns der Besitzer durch die Räume, fordert uns zum Fotografieren auf. Herzlich werden wir verabschiedet. In der Buslinie „S“ spricht uns der Fahrer auf Deutsch an. Er hat eine deutsche Frau, freut sich, Landleute von ihr zu treffen, fragt uns aus. Er war noch nie in Deutschland, hält aber große Stücke auf das Land seiner Frau. Auch hier eine herzliche Verabschiedung, als er uns an der richtigen Haltestelle extra anspricht und die Verbindung erklärt. Umsteigen, weiter mit dem Bus – zum South Beach, wo der berühmte Ocean Drive seine Art Deco-Fassade zeigt. Über 800 Häuser im Art Deco-Stil sind hier zu sehen, in vielen sind Cafes und Restaurants untergebracht. Ein herrlicher Anblick mit Palmen und Strand. So was hat man selten. Wir essen Pasta, bummeln und genießen.
Auf der Rückfahrt mit der Linie „S“ erleben wir den mit Abstand schlechtesten Busfahrer unseres Lebens. Er bremst, obwohl keine Hindernisse da sind, gibt Gas, lässt abprupt abbrechen, obwohl er schön sanft durchfahren könnte – eine Katastrophe. Am liebsten möchte ich es ihm sagen, lasse die Beschimpfungen aber dann doch – schließlich sind wir zu Gast in einem harmoniebedürftigen Land. Wir sind in Miami Beach – das muss man erst mal begreifen.