Operation Wüstenritt gestartet3 min read
Nevada und Arizona sind die Hauptschauplätze unseres diesjährigen Motorradausfluges in die Vereinigten Staaten – und so bot sich angesichts der zu erwartenden traditionell feindlich gesinnten Elemente Sonne, Sand und Wind ein möglichst martialisch klingender Name förmlich an. Und so wurde es denn die Operation Wüstenritt. Eines kann ich versichern: Bisher machte er sich alle Ehre…
Von Beginn an: Wir landeten in Vegas am Nachmittag, fuhren ins Hotel (Circus Circus), aßen ein wenig und wurden dann seeehr müde. Der Jetlag! Dieser sorgte auch für ein frühes Erwachen – so gegen 23.30 Uhr waren alle wieder munter. Ich behalf mir mit ein paar Melatonin-Pillen und entschlummerte wieder. Nachts dann das große Erschrecken: Das Telefon klingelte, es war stockdunkel. Ich tastete wie im Film schlaftrunken nach dem Hörer und hörte am anderen Ende Willis fröhliche Stimme: „Kannst du auch nicht schlafen?!?“ Naja, jetzt nicht mehr… Da es ja schon halb fünf war, war das auch nicht so schlimm. Nach dem Frühstück gings wieder ins Taxi und wir holten die Bikes. Dieses Mal nicht von Eaglerider, sondern von „Escape Eagles“, einem Unternehmen mit einem Schweizer Chef. Ruckzuck hatten wir die Bikes und rollten aus Vegas raus, nicht ohne dem Harleydealer einen Besuch abgestattet zu haben. Schatzi, keine Sorge, ich war tapfer…
Über die 165/160 fuhren wir in die Berge hinauf und machten erst mal Stop in einer geilen Bikerbar an „Blue Diamond“. Bärbeissige Biker gab es tatsächlich auch am Montagmittag. Ein paar tätowierte, bös dreinblickende Kerle spielten eine Partie Billard und vertrieben sich so die Zeit. Irgendwann stiegen sie auf ihre Harleys mit den hohen Lenkern und stoben davon. Ja, so wildromantisch war es wirklich… Auch wir machten weiter und kamen nach Pahrump, wo mir Willi unbedingt den örtlichen Puff zeigen wollte. Aus sicherer Entfernung, von einer Tankstelle, schauten wir hinüber zum dem Kitschbauwerk, das in der heißen Sonne aussah wie Dornröschens Märchenschloss. Mindestens ebenso verlassen sah es auch aus…
Später überquerten wir die kalifornische Grenze und gelangten nach Shoshone, um von dort aus weiter ins Death Valley einzudringen. Kaum waren wir am Zabriskie Point vorbei, kletterte das Thermometer auf unerbittliche 42 Grad Celsius. Wie auf Knopfdruck stieg es mindestens sieben, acht Grad, es fühlte sich an, als bekäme man die Luft mit dem heißen Fön ins Gesicht geblasen. In Furnace Creek bekamen wir ein paar (teuere) Zimmer und erfrischten uns erstmal. Dann saßen wir in der Fönluft hinterm Haus auf sattgrünen Rasen (wir befanden uns inmitten einer natürlichen Oase) und tranekn ein wenig. Nach einem netten Abendessen saßen wir weiter auf dem grünen Rasen und dampften vor uns hin. Irgendwann fielen wir in die Betten.
Der Schlaf klappte schon besser, allerdings nicht bei allen. Kuno und Carola saßen seit fünf Uhr erneut auf dem grünen Rasen und beobachteten den Aufstieg der Sonne. Um acht frühstückten wir (opulent!) und machten uns dann auf den Weg. Es war wieder heiß, wenn auch (noch) nicht so drückend wie am Tag zuvor. Über Ridgecrest verließen wir das Tal des Todes und fuhren an einer der belebtesten Kreuzungen dieser Gegend vor, der „Four Corners“. Hier kreuzen zwei vielbefahrene Straßen, die 58, die den gesamten Lkw-Verkehr zwischen Kalifornien und Nevada auf einer Abkürzung transportiert, sowie die 395, die schnurstracks in den Großraum LA führt. Wir pausierten unter dem Dauerdröhnen der Monstertrucks kurze Zeit und machten uns auf den Weg nach Victorville, wo der Harley-Händler besucht werden sollte. Das wurde auch geschafft, und dann erreichten wir erstmals die alte Route 66, auf der wir gemütlich bis Barstow rollten. Inzwischen war es auch windig geworden (ist es in dieser Gegend scheinbar immer), aber nicht unangenehm. Hatten wir ja erwartet. Im Best Western Barstow kamen wir unter, und nun wartet ein Fläschlein Jack Daniels (im 1,75 l-Behältnis) auf die Verkostung.