Unterwegs nach Bukarest3 min read
Über das, was nicht im Reiseführer steht, hatten wir ja schon geschrieben. Ein Foto des gewaltigen Tals, in dem wir übernachteten und an Yosemite dachten, ist angefügt. Etwas, was wir im Reiseführer fanden, waren die Klöster in Bistrita und Francesti. Alles ziemlich einfach und weit weg vom westlichen Reiseziel und Touristen-Treffpunkt. Natürlich gibt es Besucher und auch die Reisebusse kennen die Routen, aber vom Massentourismus ist man nach wie vor weit weg. Und so kann man recht ungestört herumbummeln, die Nonnen und Mönche beobachten und den Messen beiwohnen. Uralte Gemäuer und wertvolle Fresken und Altare gehören natürlich auch dazu.
Die Übernachtung erfolgte im Dörfchen Nicolae Bâlcescu. Wir waren ja schon auf dem Weg nach Bukarest, um dort Robi und seinen Kumpel Simon zu treffen, die derzeit mit dem Zug und einem Tramperticket Europa erobern. Deshalb versuchten wir so nahe wie möglich an Bukarest heranzukommen, um in dem unberechenbaren Verkehr auch sicher zu gehen. In besagtem Dörflein entdeckten wir Schilder, die auf ein Museum hinwiesen. Museen sind ja immer auch zum Übernachten gut, weil sie in der Regel einen Parkplatz haben, auf dem man dann in den nächsten Tag hinüberschlummern kann. Gesagt, getan. Und am nächsten Morgen klopfte es dann auch erstmals, seit wir mit Helge herumfahren, an der Scheibe. Ein uniformierter Mensch erklärte uns, dass dies hier kein Schlafplatz ist und wir enteilen müssten. Wir aber erklärten dem Mann, dass wir extra vor dem Museum Quartier genommen hätten, um es nun besichtigen zu können, da es am Abend schon geschlossen gewesen sei. Also eigentlich sagte ich nur mehrmals deutlich „Muzeu! Muzeu!“ Das reichte. Da wir ja nun anständige Leute sind, schauten wir nach dem Frühstück in das Museum hinein, um nicht als Lügner zu gelten. Wir hatten bis dato keinen blassen Schimmer, was dort ausgestellt sein würde. Es stellter sich dann heraus, dass sich hier alles um den Führer der rumänischen Revolution von 1848 handelte, nach dem auch gleich der gesamte Ort benannt worden war: Nicolae Bâlcescu. Um es kurz zu machen: Wir kennen nun sämtliche Kinder, Onkel, Tanten sowie den gesamten Stammbaum des Herrn Balcescu sowie natürlich seine sämtlichen Taten. Als wir edich entlassen wurden, war unser Zeitfenster, um nch Bukarest zu gelngen, dramatisch geschrumpft. Es galt also, Meter zu machen.
Zunächst hemmten uns erneut Baustellen und Staus, obwohl man über die Straßen und deren Zustand nur noch positives vermelden muss. Geradezu dramatisch gut präsentierten sie sich meinem kritischen Blick. Und dann die Autobahn! Ab Pitesti präsentierte sich eine von zwei Autobahnen des Landes in geradezu prächtigem Zustand. Leer war sie auch noch, so dass wir für die 130 km nur eine Stunde benötigten. In Bukarest dauerte es natürlich noch mal so lange, da 1. jede Menge Verkehr auf uns wartete und 2. die Beschilderung im Gegensatz zum sonstigen Land recht kümmerlich daherkam. Aber dann endlich hatten wir den Gare du Nord gefunden und schlossen kurz danach das Söhnlein in die Arme. Sie waren über Zürich, Wien und Budapest angereist, haben noch Sofia, Athen, den Peleponnes, Rom und Frankreich im Visier. Sodann verlustierten wir uns im nach Reiseführer „Zentrum“ Bukarests, fanden aber weder etwas, das im entferntesten daran erinnerte noch einer Hauptstadt würdig wäre. Später lasen wir im Reiseführer, dass man hier wirklich den zweiten und dritten Blick benötigte, um die zweifellos vorhandenen Schönheiten der Stadt zu entdecken. Auch den völlig überdimensionierten ehemaligen Präsidentenpalast Ceaucescus, in dem heute das Parlament residiert und der über 1000 Räume aufweist und damit als zweitgrößtes Gebäude der Welt gilt, sahen wir uns von aussen an. Dann gings aber endlich in Richtung Schwarzes Meer, wo wir 21 Uhr in Vama Veche ankamen.