Motorrad Reisen Von Miami nach San Francisco 2009

Von hässlichen Schildkröten, einer 700-Dollar-Arztrechnung und Kuchen im Glas3 min read

22. April 2009

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Von hässlichen Schildkröten, einer 700-Dollar-Arztrechnung und Kuchen im Glas3 min read

 Die Zeit auf den Keys war so schnell vorüber, dass keine „Keys Disease“, die „Keys Krankheit“, aufkommen konnte. Damit meint der Einheimische die unheilbare Sehnsucht nach diesem Stückchen Erde, die bei all jenen aufkommt, die es jemals besucht haben. Das heisst aber nicht, dass es uns nicht gefallen hätte – es war nur schlicht und einfach zu schnell vorüber. Inzwischen haben wir die Everglades heimgesucht. Auch noch nicht richtig, aber so halb. Vor allem in Erinnerung bleiben werden uns die hässlichen Schildkröten in diesem Landstrich. 

Denn diese Biester scharren nicht nur angriffslustig mit den Hinterbeinen (wirklich!), sondern haben auch noch eine ausgesprochen hässliche Visage. Glücklicherweise haben sogar die marketingsüchtigen Amis auf eine Nachbildung etwa als Stofftier oder Plastikfigur verzichtet. Die Meeresschildkröte (Cheloniidae) begegnete uns im Everglades Nationalpark, schaute uns angriffslustig und ein wenig fies an und warf mit dem Hinterbein Dreck herum. Das sollte uns wohl beeindrucken. Tat es aber nicht. Die Zeit, als sich kampfeslustige Turtles im TV hervortaten, sind nun wirklich vorbei. Dafür schauten wir respektvoll in einen Tümpel voller amerikanischer Krokodile, deren es nicht mehr allzu viele gibt. Alligatoren sind wohl jede Menge verfügbar, aber die Zahl der Krokodile ist dramatisch reduziert worden. Wir hätten ihnen jedenfalls nichts getan, auch wenn sie nicht so strikt vom Touristenverkehr abgetrennt worden wären… 🙂

Auf dem Weg zurück beschloss ich, mit meiner Frau einen Nachmittagskaffee und Kuchen zu konsumieren. Bei „Applebees“ kehrten wir ein. Der Name hatte es mir angetan, erinnerte er mich doch an Apfelkuchen. Hatte natürlich rein gar nichts mit dieser köstlichen Kuchensorte zu tun, aber man kramte ein wenig und fand sogar eine Dessertkarte. Ich bestellte zwei Limonaden, zwei Kaffee sowie Key Lime Pie, die Spezialität der nahen Keys, sowie einen Strawberry Cheesecake, also einen Erdbeer-Käsekuchen. Die Verwunderung war groß, als die zahnspangenbewehrte Bedienung zwei Gläser mit buntem Inhalt auf den Tisch zauberte, verlegen lächelte und uns „Enjoy!“ wünschte. Wir genossen, schauten aber vorher vorsichtshalber genau nach, was sich in dem Glas befand. Es war tatsächlich unser Kuchen! Nur eben im Glas. Oben ein Schuß Schlagsahne, dann der Käse bzw. die Füllung, und unten in krümeliger Form das, was bei uns zu Hause „Boden“ genannt wird. Sah komisch aus, schmeckte aber köstlich – Kuchen im Glas war eine völlig neue Erfahrung für uns. Kann man weiterempfehlen.

Im Motel angekommen, trafen wir unseren kranken Achim, der inzwischen vom Arztbesuch zurückgekehrt war. Er empfing uns mit der Frage, was unser Tag so für Kosten aufgeworfen hätte. Wir überschlugen: 10 Dollar Eintritt in den Nationalpark, 2,68 Dollar für ein Sandwich sowie 2,09 Dollar für einen Kaffee, 13,60 Dollar für das Kaffeetrinken bei „Applebees“ sowie 9,61 Dollar fürs Tanken für 3,5 Gallonen Benzin, was etwa 12 Litern entspricht. Macht insgesamt 37,98 Dollar. Für einen fast vollen Tag. Triumphierend präsentierte Achim seine Zahl. Er hatte, ohne kaum eine Meile zurückzulegen, stolze 700 Dollar verprasst! Und zwar beim Arzt, wo er nun endlich vorstellig wurde, weil seine Grippe sich kaum bessern wollte. 165 Dollar kostete es, um überhaupt vorgelassen zu werden. 450 Dollar kamen nach der Behandlung drauf, in der immerhin sehr gründlich und deutlich detaillierter als in Deutschland untersucht wurde. Labortest, ein Antibiotikum, das speziell auf die ermittelten Bakterien verschrieben wurde sowie ein ausführliches Protokoll waren die Leistungen. Für schnöde 90 Dollar erhielt Achim seine Medizin, und da in der irgendwelche Stoffe enthalten sind, die bei Missbrauch süchtig machen könnten, wurden auch noch gewaltige Protokolle ausgefüllt samt Wohnadresse und persönlichen Angaben, ehe das Zeuchs ausgehändigt wurde. Und das in dem Land mit der höchsten Drogenabhängigkeit weltweit… Jedenfalls macht Achim auch ohne seinen „Stoff“ deutliche Fortschritte. Dies äussert sich u.a. darin, dass er wieder Bier trinkt und mit uns noch bis kurz vor 23 Uhr draußen saß. Sehr gut so.

 

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4 Kommentare
  1. Robi

    "..., sondern haben auch noch eine ausgesprochen hässliche Visage." Also Papa, als Vorbildsperson müsstest du wissen, dass wahre Schönheit von innen kommt!

  2. tobeier

    heyho, danke für den neuen Lesestoff! Und da ich ja jetzt weiß, mit wie wenig Dollar man übern Tag kommt (wenn man nicht Achim heißt) kann ich in Ruhe lesen und die Akten auf nachmittag verschieben.... Aber, Jens, ich hoffe, es ließt keiner mit, ich weiß jetzt warum der Achim so krank ist! Der ist in der Nähe von Tschaikowski rumgerannt, im Wald. Und KURZÄRMELIG! Hab ich selber gesehen! Gestern Abend. Im Fernsehen! Also muss es ja wahr sein! In der Hoffnung auf Besserung bei Achim und ausbleibende Verschlechterung bei den anderen und auf weitere Abenteuer für Euch und Lesestoff für uns grüßt der tobeier

  3. kerstin.reinsch

    Hallo ihr Lieben!!! Mal sehen, ob ich Technikgenie nen Kommentar an euch hinbekomme. Ich teste erst einmal, bevor ich viel schreibe. Der Kontakt wär ja zu schön! Ich drück euch ganz lieb, Kerstin

  4. admin

    Hallo Kerstin, ja klappt alles gut, du kannst gern schreiben, aber denk dran: alle lesen mit... :-) Liebe Grüße, JENS UND kERSTIN

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