Weekend-Power: Piraten-Party, Gospel-Gottesdienst und der schönste Blick der Bay Area6 min read
Wie sieht ein ideales Wochenende in San Francisco aus? Für uns gilt die Voraussetzung: Man darf nicht relaxen wollen, keine Ruhe suchen. Also: Was kann man alles in ein einziges Wochenende packen? Man könnte zum Beispiel wegfahren, um mal was anderes zu sehen. Gut, wir sind ja schon weg. OK. Dann eben anders: Man kann schauen, was so alles los ist in der Gegend und versuchen, so viel wie möglich davon mitzumachen. Genau das war bei uns am Wochenende los. Wir waren unter Piraten, die ihre alljährliche Riesenfete feierten, waren auf dem höchsten Berg weit und breit und kamen so in den Genuss auf den wirklich schönsten Blick in der gesamten Bay Area, feierten einen bewegenden Gospel-Gottesdienst mit und sahen San Francisco unter den Rock.
In Vallejo, etwa 50 Meilen entfernt am nördlichen Ende der Bay, fand das „Northern California Pirate Festival“ statt (http://www.norcalpiratefestival.com/manifesto.htm). Ach, war das schön! Einmal Anne Bonny, Sir Francis Drake, Sir Henry Morgan, Blackbeard Teach oder Captain Jack Sparrow, Will Turner und Elisabeth Swann (http://www.stoertebeker-online.de/) gegenüber stehen! Das zaubert sogar bei einem harmlosen Fest wohlige Schauer auf den Rücken… Die Kostümierungen, die zu sehen waren, sind nicht nur sehenswert für diesen einen Tag. Welch Aufwand! Was für eine Liebe zum Detail! Die Qualen! Immerhin herrschte kalifornischer Sommer, und spaßig war das für die korrekt bekleideten Piraten, Seeleute und Edelmänner mit wollenem Wams, Umhang, Schals und Kopfbedeckung ganz sicher nicht durchgängig. Aber es wurde tapfer gegrüßt, wohlwollend in jede Kamera gelächelt und unverdrossen die Endlos-Runde um den Platz mit seinen vielen Verkaufsbuden und Fressständen absolviert. Wohin man auch schaute – überall vertraute Gesichter. So schien es jedenfalls. Der grimmige Kapitän mit Holzbein und Augenklappe – schon mal irgendwo gesehen. Die gruseligen Voodoo-Gestalten, die drohend um die Besucher tanzten – kommt mir bekannt vor. Der wolfsgesichtige Seemann mit seinem Dreispitz – wo kam der noch mal vor? Sogar der leibhaftige Captain Jack Sparrow aus „Fluch der Karibik“ kommt da des Weges. Als ob man sich in einem Piratenfilm befände! Es gab eine Menge zu schauen, wir fühlten uns pudelwohl und konnten uns kaum sattsehen. Auch, als wir Hunger verspürten, war das, was wir bekamen, passend für dieses Event: Uns wurde eine riesige Keule Truthahnschenkel geräuchert gereicht – nix weiter! Da standen wir nun und fragten uns, wie am besten vorgehen? Keine Details weiter, wir schafften es jedenfalls – das muss reichen. Irgendwann mussten wir wieder los – damit Ihr Euch noch weiter am Thema erfreuen könnt, hier die schönsten Seemannsmärchen(http://www.sagen.at/texte/maerchen/maerchen_deutschland/seemannssagen_schiffermaerchen/
maerchen_seemannssagen.htm).
Nach den Fotos gehts weiter im Text – hier steht heute ein MEGA-ARTIKEL!!!
Dann nahmen wir uns den Mt. Tamalpais vor, mit 780 Metern den höchsten Berg weit und breit. Hier wurde nicht nur das Mountainbike erfunden, als ab 1973 eine Gruppe Geländeradsportler ihr Sportgerät den Bedürfnissen immer weiter anpasste, bis das Mountainbike erfunden war, sondern man hat auch einen herrlichen Blick über die gesamte Bay Area samt San Francisco. Ganz besonders verzückt die Ansicht der oberen Enden der mächtigen Pylone der Golden Gate Bridge, die man gerade so hinter den Bergen erkennen kann. Umwerfend! Leider schlecht zu fotografieren, da ich kein 500er Zoom mithabe und weil es einfach fast immer recht diesig ist in der Gegend. Habs trotzdem mal versucht. Auch die Strecke hinaus und hinunter ist adrenalinfördernd, mit dem Bike wäre es geil gewesen. Manch Radfahrer hat sich hier selbst verwirklicht, wir überholten einige Verrückte, die den Berg hochstrampelten wie gedopt. Jedenfalls ein absoluter Geheimtipp für San Francisco-Reisende die einen Extra-Tag Zeit haben!
Ach so, auch am legendären Knast St. Quentin kommt man vorbei. Spätestens seit Johnny Cash weiß man ja, dass es ihn gibt, aber auch durch manche Gangsterkamellen aus dem TV. Den riesigen Komplex mit eigenen Augen zu sehen, ist da schon was anderes – irgendwie bedrückend, unwirklich und doch auch bedrohlich.
Auch nach diesen Fotos gibts noch Text!
Sonntagmorgen geht man in die Kirche. Jedenfalls in San Francisco, wenn man weiß, dass es hier eine Kirche gibt, in der zu Gospelmusik gepredigt wird. In der Glide Memorial Church geht es beim Gebet hoch her. Ein sehr lebendiger und peppiger Gospelchor begeistert und die Besucher gehen richtig mit, tanzen, klatschen, rufen, singen mit. Eine richtige kleine Band begleitet sie, ein paar Bläser, Schlagzeug, zwei Gitarren, zwei Synthies. Zwischendurch erzählt der Pastor ein paar Sätze, eine Predigt ist das noch nicht. Dann kommt eine Familie auf die Bühne, der jüngste Spross wird unter dem freudigen Beifall der Gemeinde getauft. In der gesamten Kirche freudige Gesichter, alle haben sichtlich Spaß, hier ist nichts aufgesetzt spirituelles. Ein allgemeines Wohlfühlen hat sich breitgemacht. Das steigert sich noch, als sich alle an den Händen fassen und sich im Takt der Musik wiegen. Dann fordert der Pastor alle auf, sich und möglichst viele Besucher zu umarmen und Ihnen Gutes zu wünschen. Das tun alle ohne jede Scheu, auch wir werden vier-, fünfmal umarmt. Dann treten nacheinander zwei sichtlich gezeichnete Schwarze auf die Bühne, greifen sich das Mikro und berichten von ihrem Schicksal. Beiden ist es gelungen, sich von Drogen zu befreien, wieder in ein halbwegs normales Leben zu finden. Mit Unterstützung der Glide Church, die sich stark sozial engagiert und in diesem problematischen Stadtviertel, in dem sie beheimatet ist, echte Hilfe und Alternativen bietet. Die Obdachlosen-, Drogen- und Gewaltproblematik ist hier, nur fünf Blocks vom touristischen Union Square entfernt, sehr stark präsent. Die Gemeinde gibt nicht nur drei Mahlzeiten pro Tag an bis zu 3500 Personen aus, sondern hat auch eine Tageseinrichtung für Kinder, Computerkurse, um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, Programme gegen Drogen und Aids, Projekte zur Reduzierung der Gewalt in den Familien usw. Als wir die Kirche stark beeindruckt und innerlich bewegt verlassen, sehen wir die fast 300 m lange Schlange der bemitleidenswerten Gestalten, die vor der Suppenküche auf ihr Sonntagsessen warten. Es ist kaum zu fassen, wenn man es nicht mit eigenen Augen sähe – drei Blocks weiter tobt wieder der Konsumrausch, ist von diesem beinahe gespenstischem Bild nichts mehr zu sehen. Fassungslos verlassen wir den Ort.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Wir nutzten ihn, um San Francisco zunächst „unter den Rock“ zu schauen, also Gegenden aufzusuchen, in die sich niemals ein Touri verirren würde. Nicht mal richtig verirren! WIr durchstreifen das Hafenviertel, schmuddelig, abgerissen, wenig einladend. Eine rein industrielle Zone. Aber reizvolle Blicke auf die Stadt bieten sich. Auch hier wohnen keine wohlhabenden Leute, auch wenn sie einen der schönsten Blicke der Welt haben. Aber ob das jemanden interessiert, der keinen Job hat, abhängt und keine Perspektiven hat?
Einen versöhnlichen Abschluß finden Tag und Wochenende auf den Twin Peaks, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die gesamte Stadt hat. Mit einem Kaffee, den wir uns weitsichtigerweise (dort oben gibt es keinen) besorgt hatten, setzten wir uns auf eine Mauer und schauten einfach. Schöööön …….
MuChri
hallo, meine Lieben, ich schreibe heute schon zum 2.Mal, der 1.Kommentar ging einfach nicht raus. Tolles Wochenende. Das Piratenfest hätte mir auch gefallen. Auf deinen Fotos sind ja echt wüste Gestalten, der im Bericht erwähnte Seeräuber mit dem Holzbein, stammt aus der Schatzinsel. Dieser Film kam in der verg. Woche gleich 2x. Tolle Fotos ! Kerstin, du machst dich auch gut als Piratenbraut. Jens schreib mir mal, was für Bücher Patrick euch mitbringen soll. Ich bin in dieser Woche auf alle Fälle mal in Fuchsdorf, da könnte ich euch Bücher heraussuchen und sie bei Stefan hinterlegen für Patrick.Liebe Grüße. MuChri.
Anett
Hallo ihr Lieben, nachdem Mutti, Stefan, Monique und Noah ganz fleißig Johannisbeeren bei Euch gepflückt haben, liegen nun 3,5 Kilo!!!!!! frischgewaschene kleine Beeren im Gelierzucker und werden morgen früh zu leckerer Marmelade gekocht. Fertige Marmelade dürft ihr Euch dann gern hier abholen :-) Das Piratenfest hätte uns auch gefallen - tolle Fotos wie immer. Liebe Grüße von uns allen Anett und family
tiboe
Hallo Kerstin und Jens, Ihr besucht Piraten und ich die Wikinger (mal wieder). Irgendwie passt das ja. Auch das Wetter etwas: will man Sonne und Wärme muss man heutzutage von LE nach Norwegen fliegen, um die Hautfarbe wenigstens etwas der Jahreszeit anzupassen. Ich hoffe, unsere Reisegesellschaft nach Hamburg erwartet am WE viel besseres Wetter! Leider sind wir nicht dabei, es hat irgendwie nicht gepasst. Beim Ansehen der Bilder habe ich zuerst etwas gestutzt: Ich nahm an, bei Bild DSC_5650 eine Ähnlichkeit entdeckt zu haben. Aber wenn sonst niemand auf die Idee kam, täusche ich mich wahrscheinlich. Ich wünsche Euch noch schöne Erlebnisse auf den "Straßen von San Francisco". Vielleicht begegnen Euch Spuren von Karl Malden oder Michael Douglas. Die haben jedenfalls mein Bild der Stadt stark geprägt. Um Euren Fahrradteuren einen zusätzlichen sportlichen Kick zu verpassen, könntet Ihr ja die wilden Verfolgungsjagden per Bike nachstellen und Fotos machen. Viele Grüße aus Kongsberg (NO) Tino
tiboe
PS: Nicht nur nachstellen sondern fahren!
admin
:-) Werden wir mal versuchen, geht aber nur in eine Richtung. Und runterwärts, naja - meine Hinterradbremse ist n bissel lahm. Vorn die greift richtig gut, aber da hab ich wieder schiss, dass ich nen satz übern lenker mache. Ist eben nicht so einfach... Viel Spaß in Norway noch! Jens
admin
Achso, ich denk schon tagelang nach, an wen der Typ aufm Foto dich erinnern könnte. MICH eroinnert er ja auch an wen, aber ich komm nicht drauf, an wen... Dammich...
MuChri
eben hab ich das Foto 5650 herausgesucht und muss kichern .Ich trau mir zu sagen : Kopf kahl scheren, polieren, Lippen schminken und um den Hals einige Klunkern hängen, da kenn ich einen...., der könnte das Double von dem Typ auf dem Foto sein ( sein Urgroßvater hieß Karl Eduard). Also, aufgeklärt...?